Freitag, 5. Juli 2013

Ist Arbeiten mit OS X überhaupt möglich?

Tja. Irgendwann macht jedes technische Gerät den finalen Kniefall. So auch mein Windows-7-PC. Gut, dass ich vor geraumer Zeit einen macMini angeschafft hatte, der Handschmeichler unter den Lückenbüßern! Nachdem es mein Haupt-Musikprogramm (Logic) irgendwann nur noch für das Bonzen-BSD gab, blieb mir einfach nichts anderes übrig, als mir ein Gerät anzuschaffen, auf dem eben OS X läuft. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, etwas anderes, als auf Programm- App-Basis Musik zu machen, damit anzustellen. Man braucht ja schließlich auch kein Office auf einem Gameboy.

Irgendwann fiel mir auf, dass das integrierte Backup-Programm (TimeMachine) durchaus gute Ansätze zeigt. Optik ist ok. läuft irgendwie alles. Die allgemeine Integration funktioniert auch soweit... ja, ein paar dezente Kleinigkeiten würde ich mir unter Windows auch wünschen, nichts allzu grundlegendes.

nun aber -wegen eines grausam langgezogenen Neukaufs- machte ich einen schmerzhaften Selbstversuch: Das Benutzen von OS X als Alltagsbetriebssystem!!!

"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll"


So hatte ich es mir aber nicht vorgestellt. In meiner unfassbaren Naivität dachte ich tatsächlich, dass 4GB RAM grundsätzlich ausreichen sollten, um mit Firefox im Internet zu surfen. Schließlich lädt dieser ja die Seiten erst, wenn man sie auswählt. Was unter Windows noch soweit gut funktioniert, scheint im Apple-Land zur Geduldprobe zu verkommen. Man benutzt so 20-30, eventuell sogar 40-50 Seiten, und dann denkt man -an einem i5 sitzend- man hätte ein Linux-Netbook mit einem Celeron anno 1995 vor sich. Gut, solange man keinen "Apple-Speicher" kauft, kosten 8-16GB Ram auch nicht die Welt, aber dass die nötig sind, lässt einen schon am technischen Fortschritt zweifeln. Leider kann die Festplatte, auf die der fehlende Arbeitsspeicher ausgelagert wird, keine Rekorde brechen. also eher gegenteilig.

"Ist doch alles in Spotlight oder wie das heißt"


Nächster wunder Punkt: der Filemanager "Finder". Tiefpunkt? absolut! Graphisch schon nicht gerade ansprechend, aber der "Workflow" konnte eigentlich von keinem der gefühlten 3mio Filemanager unter Linux unterboten werden. im Spaltenmodus viel zu kurz, unübersichtlich. in allen anderen nicht sinnvoll zu bedienen. Und dann fühlt sich auch alles noch so zäh an, als wäre der Rechner völlig untermotorisiert. Netzwerkeinbindung ist eine Sache der allgemeinen Verfassung sowie der Mondphase, aber da hat es Apple anscheinend generell nicht so mit... konsequent, dass unter iOS also auch gar kein Dateimanager mitgeliefert wird, Netzwerkfunktionen sich auf Apple-spezifische Dinge beschränken sollen, und man iTunes braucht, um auf das Gerät zugreifen zu dürfen. Deswegen sehe ich jede weitere Annäherung von OS X an iOS auch als offene Drohung. Die verdongelte TimeMachine, die gefälligst nur mit der TimeCapsule funktionieren sollte, weswegen auch immer wieder am Protokoll herumgedoktort wird, damit NAS', die einen derartigen Dienst anbieten wollen immer erstmal patchen müssen, ist Glücksspiel. Entweder es funktioniert problemlos, wie kaum eine andere Backup-Lösung, oder auch mal gar nicht. Man merkt es dann schon, wenn man es braucht. Früher sprach man gerne vom goldenen Käfig, doch der Alu-Käfig ist auch nicht besser. Es ist auch eher ein monolithischer Klotz.

 "tiefgreifende Integration von Webdiensten direkt ins Betriebssystem"


Der gefeierte Vollbildmodus für Apps... peinlich kompliziert implementiert. Die quietschbunte Taskleiste das Dock, das trotz massiver Raumforderung keine wirkliche Funktion bietet, lässt erahnen, warum 16:10-Monitore immer noch gefragt wären. (programmübergreifendes Drag'n'drop ist hier prinzipiell wie unter jedem anderen OS der Erde möglich, wenn man mit der Maus gedrückt nur laaaange genug an exakt der selben Stelle verharrt). Wenn man jemandem schnell per Messenger z.B. einen Link aus dem Browser zukommen lassen möchte, oder aber sogar per Mail schicken, ist man auf überflüssige Internetdienste und Website-Buttons angwiesen, oder aber auf Fenstergrößenänderungen und die richtige Reihenfolge der überlappenden Fenster. Zur Verteidigung sei gesagt: auch Windows 3.11 mit ähnlichem Workflow hatte seine Fans. angeblich.

Dass man nur idiotensichere Einstellungen vornehmen und von Apple abgesegnete Programmdateien und Installationen öffnen kann, sehe ich als ungewollten Service an. ICH weiß, was ICH tue. Gut, Apple weiß das sicher auch... Aber wieso gelten die als die Guten (TM), und ICH NICHT? Herrje, ich will MIT meinem System arbeiten, nicht DAGEGEN! Über solche Nebensächlichkeiten wie iTunes, Quicktime, Safari, Mail rege ich mich mal nicht auf. Die sind so idiotensicher, da helfen auch bessere Idioten nicht. Noch (Stand OS X 10.8) darf man ja eigene Programme installieren (mit Rechtsklick öffnen und dann ein Sakrileg bestätigen, etc), also vergammeln derartige Binär-Provokationen und CPU-Intellektbeleidigungen einfach ungenutzt auf der Festplatte.

Wer braucht dieses Sytem eigentlich?

Antwort: Arme Logic-Opfer und Apple selbst. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld Apple entgangen wäre, wenn die Anwender wüssten, dass man prinzipiell sogar seine eigene, bestehende Musiksammlung importieren und benutzen kann und darf. Es fällt mir schwer, etwas zu benennen, was wirklich nicht schlechter als unter einem x-beliebigen Betriebssystem gelöst ist. Die Geräte sind großenteils eine Zeit lang stylish. "Klar, Grafiker brauchen eben n Mac" ist der beste Witz seit der Patentierung der runden Ecken oder des digitalen Türriegels. Die Massenindividualisten, die einen Mac brauchen, um mit Safari ihre 3 Websites zu besuchen, geben mir aber die größten Rätsel auf. Wahrscheinlich füttern diese Typen dauernd die Studien, dass Tablets in bälde sämtliche Desktop-Computer ablösen würden und sie ja quasi die gleichen Funktionen aber viel mehr Apps hätten. Den typischen Firmenadministrator werden sie dafür wohl nicht befragt haben. Wenn doch, würde ich schnellstens deren Aktien loswerden wollen. Denn produktiv ist anders.

Hysterisches Lachen beim Lesen des Artikels wird meinerseits als Zustimmung verstanden. Sie sind nicht allein. Fragen Sie ein gutes Forum, wie sie vom Apple-Virus geheilt werden können. Fangen Sie am besten gar nicht erst damit an!

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